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Das Kurzfilm-Drehbuch: Erfolgreich Geschichten erzählen

Das erfolgreiche Drehbuch: Viele Kurzfilme möchten Geschichten erzählen. Hier zeigen wir einige Tipps, die jungen Filmemachern dabei helfen, aus ihren Geschichten gute Drehbücher für Kurzfilme zu machen.

[su_box title=“Kurzfilm Drehbuch – Thema und Handlung“ style=“noise“]

Thema vs. Handlung

Viele Drehbücher leiden daran, dass sie eine Handlung haben, aber kein Thema. Was ist der Unterschied?

Ein schönes Beispiel ist der Kurzfilm [icon name=“youtube“] „The Lunch Date“. Die Handlung: Zwei Menschen streiten sich um einen Salat. Das Thema: Vorurteile gegenüber Obdachlosen. Erst durch das Thema wird der Film interessant. Die Handlung allein würde kaum jemanden interessieren.

Ein Beispiel: Ihr schreibt ein Drehbuch über zwei Schülerinnen, die um den Titel der Schönheitskönigin ihrer Schule konkurrieren. Ihr zeigt, dass das eine Mädchen (Mathilda) „die Gute“ ist, das andere (Mechthild) ist „die Böse“. Am Ende siegt natürlich nach langen Kämpfen und Verwicklungen Mathilda. Spannend? Nicht so wirklich…

Wie wäre es, wenn wir dem Film ein Thema geben? Zum Beispiel die Frage: „Was ist wirklich wichtig im Leben?“ In diesem Fall würde Mathilda vielleicht gegen Ende des Filmes erkennen, dass der Schönheitswettbewerb gar nicht so wichtig ist, wie sie dachte. Sie erkennt vielleicht, dass es ihr eigentlich um Anerkennung in der Klasse geht. Oder um die Anerkennung ihrer Eltern? Weil diese sich bisher nicht für sie interessieren? Und sie findet einen besseren Weg, dies zu erreichen. Ob sie dann Schönheitskönigin wird oder nicht, spielt dann gar keine so große Rolle mehr.

Oder: „Welche Mittel sind im Wettkampf erlaubt?“ Darf Mathilda kurz vor dem Wettkampf Mechthild einen Topf Sauerkraut über die Frisur schütten? Und wenn das die einzige Möglichkeit ist, zu gewinnen? Und wenn Mechthild vorher schon viel bösere Dinge getan hat?

Welche Themen gibt es? Die Liste ist uferlos, einige immer wieder aktuelle Themen:
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    [su_column size=“1/2″]

  • Neid
  • Freundschaft / Verrat
  • Gier
  • Probleme in der Familie
  • Überforderung / Stress
  • Vorurteile
  • [/su_column]
    [su_column size=“1/2″]

  • Gedankenloser Umgang mit unserer Umwelt
  • Gefahren der Technik
  • Angst vor Technik
  • Mobbing
  • Missverständnisse wegen schlechter Kommunikation
  • Coming of age
  • [/su_column]
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Tipp 1: Achtet darauf, dass euer Film ein Thema, und nicht nur eine Handlung hat!

Tipp 2: Schreibt über Themen, die ihr kennt, zu denen ihr etwas zu sagen habt. Es müssen nicht gleich Themen sein, mit denen ihr die Welt rettet. Auch kleine Themen können spannende und interessante Filme ergeben. Wenn ihr über Themen schreibt, die ihr nur aus dem Fernsehen kennt, wird euer Film schnell unglaubwürdig.

Tipp 3: Haltet immer die Augen nach Themen offen! Immer wenn ihr euch über etwas ärgert oder wundert, wenn ihr Sorgen habt, wenn etwas komisch, schlecht oder merkwürdig ist, kann das ein Thema für einen Film ergeben. Beobachtet (fremde) Menschen um euch herum! Was ärgert diese gerade, welche Probleme haben sie? Denkt euch etwas aus und lasst euch von den Menschen inspirieren!

Tipp 4: Ihr müsst das Thema nicht mit einer klaren Aussage oder Moral abschließen. Oft ist es interessanter, wenn ihr dem Zuschauer eine Frage stellt, über die er nachdenken kann.

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[su_box title=“Kurzfilm Drehbuch – Charaktere“ style=“noise“]

Charaktere

Eure wichtigsten Figuren brauchen einen Charakter und ein Ziel. Nur wenn klar ist, wer was erreichen will, kann sich daraus eine interessante und glaubwürdige Geschichte ergeben. Ist Mathilda ein intelligenter Bücherwurm, oder interessiert sie sich nur für Fashion und Beauty? Ist Paul eher der laute Hau-drauf-Typ, oder ein introvertierter Stubenhocker? Und warum eigentlich? Versucht er mit seinem lauten Gehabe seine Unsicherheit zu verbergen? Welche Beziehungen haben die Figuren zueinander? Sind sie Freunde, oder nur höflich? Und schließlich: Was möchte wer eigentlich erreichen? Warum will Mathilda unbedingt die Wahl zur Schönheitskönigin gewinnen?

Wenn ihr euch über diese Punkte im Klaren seid, ergeben sich Teile der Handlung und der Dialoge fast von selbst.

Tipp 5: Gebt den Figuren Charakter und Ziele. Übertreibt nicht zu sehr. Ihr schreibt schließlich keinen Comic.

Tipp 6: Schreibt den Charakter und die Ziele kurz zusammengefasst ins Drehbuch, damit ihr euch jederzeit erinnert.

Tipp 7: Beschränkt die Anzahl der Charaktere im Kurzfilm auf 2 bis 4. Viel mehr bringt man in 10 Minuten nicht unter.

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[su_box title=“Kurzfilm Drehbuch – Handlungsaufbau“ style=“noise“]

3-Akt-Schema: Der Handlungsaufbau

Viele Filme folgen klaren „Schemen“ oder „Modellen“. Besonders bekannte und häufig verwendete Schemen sind das 3-Akt-Modell und die Heldenreise. Beide kennt man schon seit tausenden Jahren, und doch funktionieren sie immer noch besonders gut. Es gibt viele weitere Modelle mit vielen Varianten (z.B. 5-Akt-Methode, 8-Sequenzen-Methode oder Blockbuster-Methode). Wir möchten hier eine Variante des 3-Akt-Modelles vorstellen, die wir für besonders passend für Kurzfilme halten.

Das 3-Akt-Modell teilt den Film in drei Teile (Anfang, Mitte und Ende) und bennent einige Ereignisse, die der Handlung ihre Form geben:

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[su_column size=“1/2″]

  • Anstoßpunkt
  • Plot Point 1
  • Zentraler Punkt (oder Krise)
  • Plot Point 2
  • Höhepunkt (oder Klimax)
  • Auflösung (oder Katharsis)
  • Optional: Wiederauftauchen
  • [/su_column]
    [su_column size=“1/2″]
    Das Drei-Akt-Modell für Kurzfilme
    [/su_column]
    [/su_row]

Der Anfang

Der Anfang dauert etwa ein Viertel eures Filmes. In ihm müssen die Charaktere und Orte vorgestellt werden. Es muss klar werden, was das Ziel der Hauptfigur ist, und worin der Konflikt besteht.

Die Geschichte beginnt üblicherweise mit dem normalen Leben. Der Anstoßpunkt wirft die Hauptfigur aus der Routine. Er erweckt einen Wunsch in der Hauptfigur, den diese im Rest des Filmes zu erreichen versucht. Plot Point 1 leitet zur Mitte über. In ihm verschärft sich die Situation, ein Problem tritt auf, z.B. ein Gegenspieler. Der Konflikt entsteht und es gibt kein zurück mehr.

Die Mitte

Die Mitte nimmt die Hälfte eures Filmes ein. In ihr wird der Konflikt ausgetragen. Der Hauptdarsteller versucht, sein Ziel gegen alle Widerstände zu erreichen. Der zentrale Punkt ist ein erster Höhepunkt. Der Held scheint zu scheitern und stürzt in eine tiefe Krise. Das Tempo lässt nun nach, die Geschichte scheint beendet.

Die Mitte endet mit Plot Point 2. Hier nimmt die Handlung eine neue Richtung. Den Helden trifft eine Erkenntnis, er ändert seine Strategie oder ihm wird ein neues Mittel in die Hand gegeben, sein Ziel doch noch zu erreichen. Vielleicht erkennt er auch, dass er die ganze Zeit das falsche Ziel verfolgt hat und ändert nun seine Richtung.

Das Ende

Das Ende nimmt wieder ein Viertel des Filmes ein. Es kommt zunächst zum absoluten Höhepunkt, zur finalen Auseinandersetzung mit dem Gegner, den der Held nun gewinnt. Es folgt die Auflösung, die Katharsis, in der das Publikum aufatmen kann. Anschließend kann noch kurz das Leben danach gezeigt werden (oft wird hier geheiratet). Und ganz am Ende (wenn ihr möchtet), taucht der Bösewicht noch einmal kurz wieder auf, ein Saurier schlüpft aus einem Ei oder etwas Ähnliches. Schließlich wollen wir ja später noch eine Fortsetzung drehen, oder? 😉

Alternatives Ende

Es gibt eine zweite Möglichkeit die Geschichte enden zu lassen. In diesem Fall wird der Held im zentralen Punkt sein Ziel scheinbar erreichen. Im Plot Point 2 wird nun erneut ein Problem auftreten, an dem der Held schließlich scheitert. In diesem Fall endet der Film tragisch.

Tipp 8: Die verschiedenen Schemen bieten eine gute Hilfestellung für gelungene Stories. Wenn Eure Geschichte irgendwie unvollständig wirkt, prüft ob es hilft Elemente der 3-Akt-Methode einzubauen.

Tipp 9: Filme müssen nicht immer mit einem Happy End enden. Versucht doch einmal die tragische Variante!

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[su_box title=“Kurzfilm Drehbuch – Dialoge“ style=“noise“]

Dialoge

Vielen Menschen fällt es schwer, natürlich klingende Dialoge zu schreiben. Die gute Nachricht: Die meisten Filme enthalten sowieso viel zu viele und viel zu lange Dialoge. Ein Film lebt schließlich von Bildern, nicht von langen gesprochenen Texten. Streicht alle Dialoge, die keine Aufgabe im Film erfüllen! Aufgaben können sein: Die Handlung voran bringen, Eigenschaften oder Ziele der Charaktere zeigen, witzig sein. Danach prüft ihr, ob alle noch übrigen Dialoge nicht durch Bilder ersetzt werden können. Zum Beispiel: Statt zu sagen „Ich habe großen Hunger“, lasst ihr eure Hauptfigur sehnsüchtig auf etwas zu essen schauen.

Die nun noch verbliebenen Dialoge sind offenbar notwendig und müssen gut gemacht werden. Denkt dabei daran, dass Menschen in der Regel indirekt über ein Thema sprechen! Das heisst, sie sagen nicht sofort, was sie meinen, sondern reden um den heißen Brei herum. Dies macht es auch für den Zuschauer interessanter. Also zum Beispiel:

Lina: Ist Osnabrück eigentlich weit weg?
Mette: Ja, ziemlich weit.
Lina: Noch weiter als die Schule?
Mette: Aber klar doch. Das liegt in Norddeutschland.
Lina: Wo ist Norddeutschland?
Mette: Ach Lienchen, wo denn wohl? Im Norden von Deutschland natürlich…

Anstelle von

Lina: Wenn Du nach Osnabrück gehst, kommst du dann trotzdem jeden Tag mit mir auf den Spielplatz?
Mette: Nein.
Lina: Aha.

Tipp 10: Alle Dialoge, die keine Funktion im Film erfüllen, werden gelöscht. Bei anderen Dialogen prüft, ob ihr den Text nicht durch starke Bilder ersetzt möchtet!

Tipp 11: Lasst eure Figuren nicht zu direkt reden!

Tipp 12: Lest die Dialoge laut oder lasst sie von Freunden probelesen!

Tipp 13: Gebt den Dialogen erst dann den Feinschliff, wenn ihr euch über Handlung und Charaktere im Klaren seid! Sonst müsst ihr später wahrscheinlich vieles wieder ändern.

Tipp 14: Einigen Autoren fällt es leichter, Stories zu schreiben. Andere können Dialoge besser. Versucht doch einmal, die Aufgaben entsprechend zu teilen!

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[su_box title=“Kurzfilm Drehbuch – Format und Layout“ style=“noise“]

Das Format eines Drehbuches

Professionelle Drehbücher werden oft in einem bestimmten Format (das sogenannte „Hollywood“- oder „US“-Format) geschrieben. Wenn ihr euren Drehbüchern ein professionelles Aussehen geben möchtet, könnt ihr euch daran orientieren.

Die eine sehr kleine Auswahl der „offiziellen“ Regeln:

  • Als Schriftart wird ausschließlich Courier in Schriftgröße 12pt verwendet.
  • Es wird kein Fett- oder Kursivdruck verwendet. Einige Elemente (Namen bei der ersten Erwähnung, Geräusche, Szenenüberschriften) werden durch Großbuchstaben hervorgehoben.
  • Alle Texte sind linksbündig. Der Text wird gegliedert durch relativ genau vorgeschriebene Einrückungen und Leerzeilen.
  • Bei Dialogen steht der Name des Sprechers über dem Text. Der Text wird von links und rechts stark eingerückt.
  • Es werden keine Kamera- oder Regieanweisungen im Drehbuch beschrieben.
  • Es wird in der Gegenwart, nicht in der Vergangenheit geschrieben. Beschrieben wird nur, was passiert und was man sehen kann, nicht was die Personen denken oder fühlen.

Eine detaillierte Beschreibung des Hollywood-Formates findet Ihr z.B. bei der [icon name=“external-link“] Drehbuchwerkstatt oder bei [icon name=“external-link“] Claudia Dorn / Uni Linz.

Ihr könnt so formatierte Drehbücher mit jeder Textverarbeitung erstellen, es gibt aber auch Programme für Drehbuchautoren. Ein bekanntes kostenloses Programm ist [icon name=“external-link“] Celtx

Tipp 15: Verwendet dieses Format, wenn ihr euren Drehbüchern einen professionellen Look geben wollt. Es wird für euch aber oft sinnvoll sein, von diesen Regeln abzuweichen, z.B. Kamera- oder Regie-Anweisungen aufzunehmen. Es ist euer Film, ihr seid der Boss!

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[su_box title=“Kurzfilm Drehbuch – Kreativität“ style=“noise“]

Eure Kreativität

Tipp 16: Alle beschriebenen Methoden, Regeln, Tipps und Schemata sollen euch beim Schreiben eures Drehbuches unterstützen, nicht euch einschränken. Geschichten können auch ganz anders erzählt werden. Und Filme können auch andere Dinge zeigen als Geschichten. Also lasst eurer Kreativität freien Lauf. Schließlich geht es hier nicht um Handwerk, sondern um Kunst 🙂 .

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[su_box title=“Kurzfilm Drehbuch – Quellen und Literatur“ style=“noise“]

Weiterführende Literatur

Hier findet ihr einige weitere Hinweise und Hilfen für angehende Drehbuch-Autoren:
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